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Proben, proben, proben

von Carolin Kaever 14.05.2024, 8 Min. Lesezeit

Wie ein Theaterstück wächst und gedeiht

Kostümprobe für das Stück »Bau auf! Bau ab!« im Humboldt Forum, 2024
© Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Foto: Ulrike Gollnow
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Zwei Tage vor der Premiere ist das gesamte Theaterteam permanent auf den Beinen, nahezu im Workaholic-Modus. Alle sind hoch motiviert, um dem Publikum am 17. Mai 2024 – und an sechs weiteren Vorstellungstagen – ein tolles Theatererlebnis zu bieten.

Bei der Textprobe im Humboldt Forum, 2024
© Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Foto: Amal Kebaier

Seit Januar 2023 begleite ich die Erarbeitung des Stücks, dem wir in den letzten Tagen vor der Premiere nun noch den letzten dramaturgischen Schliff geben.
In der Probenzeit gibt es eine Menge zu tun und zu erlernen. Alle Handgriffe und Abläufe müssen abgesprochen, die Stimmen und auch Erzähltechniken geprobt und einstudiert werden. Oft geht es spielerisch, humorvoll und auch emotional zu. Fest steht schon jetzt, dass allein die Probenzeit eine große Freude für alle Mitwirkenden war, wie sich während der Abendproben zeigte, die ich seit Anfang Februar 2024 einmal die Woche besuche.
Die regelmäßigen Treffen haben dem gesamten Ensemble, das aus Laien und professionellen Schauspieler*innen besteht, gut getan. Die Gruppe konnte sich kennenlernen, austauschen und gegenseitiges Vertrauen aufbauen.

Auch der Sprecherzieher, Tim Schüler, ist bei vielen Proben dabei. Er unterrichtet im Fach Sprechen an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch und trainiert nun mit den Darsteller*innen ihre Stimmen und Aussprache.
Wie solch eine Sprechprobe klingt, könnt Ihr hier hören. Tim Schüler trägt zunächst eine Textpassage vor. In der zweiten Sequenz spricht der Chor dieselbe Passage nach.

Sprechprobe
Tim Schüler
Sprechprobe
Bürger*innen-Chor

Was es mit den ganzen Künstlern auf sich hat, die hier aufgezählt werden, erfahrt Ihr, wenn Ihr das Stück besucht.

Reaktionsspiele gehören zum Probenalltag, um sich aufzuwärmen und Körper und Stimme auf das Schauspiel vorzubereiten, 2024
© Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Foto: Carolin Kaever

»Bau auf! Bau ab!« ist ein Theaterprojekt, das in vielerlei Hinsicht »groß« gedacht und geprobt wird.

  • 106 Mitwirkende, darunter über 30 Laien, die teilweise zum ersten Mal vor Publikum spielen werden
  • 6 Spielorte im Humboldt Forum: das Foyer, der Schlosskeller, die Dachterrasse, auch die Rolltreppe im Treppenhaus, der Saal 1 und die Mechanische Arena
  • insgesamt wird es vier parallele Routen vom Keller bis zum Dach über die Rolltreppe und Mechanische Arena geben.

Nahezu das gesamte Humboldt Forum wird in »in Szene« gesetzt. Die sechs Räume werden in Licht getaucht, das die jeweilige Szene unterstützt und zusammen mit dem Sprechgesang der Schauspielenden das Haus atmosphärisch in eine andere Zeit versetzt.

Im improvisierten Umkleideraum im Humboldt Forum liegen die Kostüme bereit, 2024
© Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Foto: Lars Jolig

Alle 106 Beteiligten werden eigens für das Stück gefertigte Kostüme tragen. Bauhelme, bulgarische Trachten oder auch weiße Stiefel gehören zur Ausstattung. Tanja Liebermann hat diese Kostüme entworfen. Inspirieren ließ sie sich von der Mode der 1970er Jahre und insbesondere von der Dienstkleidung der Mitarbeiter*innen des Palastes der Republik.
Die letzten Proben vor der Premiere sind auch dazu da, das Stück in den Kostümen einzustudieren. Geübt werden müssen die Bewegungen und Haltungen in der Kleidung, aber auch das schnelle Umziehen zwischen den einzelnen Szenen. Kostümwechsel sind immer eine Herausforderung. Erschwerend kommt hinzu, dass nach jedem Tausch der Kleidung, auch die technischen Geräte wie die Micro Ports und sogenannte Intercoms (Funkgeräte) wieder an ihren Positionen sitzen müssen.

Das Künstlerische Team hinter »Bau auf! Bau ab!« hat sich viel vorgenommen und investiert auf den letzten Metern bis zur Premiere viel Kraft und gute Ideen. Ich bin dankbar, dass ich dabei sein konnte. Die Probenphase war für mich ein großes Vergnügen und ich hoffe, dass die Aufführungen nicht minder zu einem anregenden Erlebnis werden. Als besonders gelungen empfinde ich die Idee, dokumentarisches und fiktionales Material miteinander zu verbinden. Es sind viele Erinnerungen und Geschichten in das Stück eingeflossen, die der Inszenierung eine persönliche Note verleihen.
Ich finde: sehenswert!

Kommt vorbei und schaut selbst!

Carolin Kaever gehört zum Programmteam »Der Palast der Republik ist Gegenwart«. Geboren und aufgewachsen im Nordosten Berlins studierte sie Amerikanistik, Hispanistik sowie Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig und arbeitete danach vorwiegend an Theatern in Berlin und Baden-Württemberg. Seit September 2021 ist sie Programmreferentin beim Projekt »Palast der Republik« der Stiftung Humboldt Forum.

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