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BAU AUF! BAU AB! – Eine Nachlese

07.06.2024, 36 Min. Lesezeit

Für alle, die nicht dabei sein konnten

Theaterspektakel »Bau auf! Bau ab!« im Humboldt Forum im Berliner Schloss, 2024
© Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Foto: Stefanie Loos
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THEATERSPEKTAKEL ZUM PALAST DER REPUBLIK

17.–31.5.2024

Mit Auszügen aus »Der Bau« von Heiner Müller und »Franziska Linkerhand« von Brigitte Reimann

Die sieben Vorstellungen sind vorbei – schön war’s. Für alle, die nicht dabei sein konnten, haben wir hier eine Nachlese zusammengestellt.

Die Texte entstammen dem Programmblatt und wurden von den Dramaturg*innen Melina von Gagern sowie Roman Schmitz verfasst. Die Fotografien sind von Stefanie Loos.

Theaterspektakel »Bau auf! Bau ab!« im Humboldt Forum im Berliner Schloss, 2024
© Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Foto: Stefanie Loos
Theaterspektakel »Bau auf! Bau ab!« im Humboldt Forum im Berliner Schloss, 2024
© Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Foto: Stefanie Loos

1. AKT ERÖFFNUNG

Das Foyer des Humboldt Forums wird zur Schleuse zwischen Gegenwart und Geschichte. Zum Auftakt des Theaterspektakels »Bau auf! Bau ab!« zitieren 120 Mitwirkende verschiedene Eröffnungsakte, die sich symbolträchtig mit den Vorgängerbauten an diesem Ort in Beziehung gesetzt haben. Am 23. April 1976 wurde der Palast der Republik eingeweiht und zwischen 2020 und 2022 öffnete das Humboldt Forum seine Türen. Bis heute sind diesem Ort Visionen und Widersprüche eingeschrieben, die in Dokumenten, Erinnerungen und Eröffnungsreden von einem Sprechchor und durch Videoeinspielungen ein Mosaik zeichnen. Zu hören sind unter anderem Auszüge aus der Palast-Eröffnungsrede des DDR-Autors Helmut Baierl und den Reden zur Eröffnung des Humboldt Forums von Frank-Walter Steinmeier (2021) oder Claudia Roth (2022).

Foyer

2. AKT BAUSTELLE

Den Spuren der Arbeit und der Steine folgt der zweite Akt. Jedem repräsentativen Baukörper geht ein lärmender, staubiger und nicht selten ein umstrittener Bauplatz voraus. Welche Spuren sollen beseitigt, welche neu gelesen und welche neu gelegt werden? Was da in Stein gegossen und gemeißelt wird, ist immer auch öffentliche Aussage – oder mit Heiner Müller: »… die Zerstörung von Landschaft durch Utopie.«

Brigitte Reimann lässt ihre Romanfigur Franziska Linkerhand für menschenwürdigen Städtebau kämpfen. Schnell sieht sie sich mit ökonomischen und ideologischen Zwängen konfrontiert und der Roman bleibt unvollendet. Schriftsteller*innen, Zeitzeug*innen sowie Musiker*innen und Tänzer*innen geben Einblicke in persönliche, soziale und kulturelle Dynamiken des Bauens und formulieren aus unterschiedlichen Perspektiven den Bauprozess als eine Praxis von tiefgreifender gesellschaftlicher, kultureller und historischer Bedeutung.

Dachterrasse, Schlosskeller, Treppenhalle und Mechanische Arena

Theaterspektakel »Bau auf! Bau ab!« im Humboldt Forum im Berliner Schloss, 2024
© Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Foto: Stefanie Loos
Theaterspektakel »Bau auf! Bau ab!« im Humboldt Forum im Berliner Schloss, 2024
© Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Foto: Stefanie Loos

3. AKT PLENUM

Im dritten Akt nähern wir uns dem vielseitig genutzten Großen Saal im Südflügel sowie dem für die Öffentlichkeit verschlossenen Gebäudeteil im Nordflügel des Palastes der Republik, dem Sitz der Volkskammer der DDR. Hier sprach der Minister für Staatssicherheit Erich Mielke am 19. November 1989 im Saal der Volkskammer der DDR den unwiderstehlichen Satz: »Ich liebe doch alle, alle Menschen.« Vielleicht war es das erste und einzige Mal, dass dieser Kongress kurz vor dem Tanzen war. Es war auch das erste und einzige Mal, dass Erich Mielke vor der Volkskammer im Palast der Republik sprach. Hätten Sie’s gewusst? Das ist nur eine von unzähligen Geschichten, die sich im und um den Plenarsaal des »Arbeiter- und Bauernstaates« abspielten und denen sich die Besucher*innen in verschiedenen Audio-Präsentationen nähern können. Ob es sich um eine Dolmetscherin, den Sohn des Architekten des Großen Saals oder etliche weitere Stimmen handelt – hier gibt es durch Zeitzeug*innen-Beiträge mehr zu erfahren und zu entdecken, als es im Gremium der Volkskammer je möglich war. Und das Beste ist: Sie entscheiden, wem sie zuhören.

Saal 1

Theaterspektakel »Bau auf! Bau ab!« im Humboldt Forum im Berliner Schloss, 2024
© Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Foto: Stefanie Loos
Theaterspektakel »Bau auf! Bau ab!« im Humboldt Forum im Berliner Schloss, 2024
© Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Foto: Stefanie Loos

MITWIRKENDE

Bürger*innen
Petra Berndt, Carla Bethge, Aino Leena Betram, Constanze Brandorff Senna, Renate Bräuninger, Jörg Brückner, Rachel Clarke, Tillmann Drews, Michael Fendt, Wolfgang Gärtner, Amyli-Gabriele von Gersdorff, Erna Gfrerer, Ulrike Gollnow, Christine Hildebrandt, Lars Jolig, Amal Kebaier, Beate Keydel, Malak Khamis, Peter Kube, Samantha Mathieu, Sabine Mehwald, Gabriele Metten-Haumann, Magdalene Niggemeyer, Silvio Nohke, Algisa Peschel, Karin Pragal, Peter Pragal, Horst-Michael Prasser, Ursula Raschke, Anja Reßmer, Lydia Röder, Svenja Rüttgers, Angelika Sydow, Oliver Valk, Monika Zimmering

Bulgarian Voices Berlin
Franziska Böhm, Denitsa Kortsanova, Stela Lalova, Mariia Naumovets, Ruslana Oniscuka, Ekaterina Tsenkova, Irmina Velichkova

Ernst-Busch Chor
Alina Domrös, Anne Erchembajar, Marina Garbusowa, Sonja Glück, Lothar Glück, Inge Haack, Udo Helmbold, Ute Hoffmann, Renate Jahn, Reinhard Koch, Gabriele Krapka, Birgit Lohmann-Rosenbaum, Katrin Mocker, Renate Morchutt, Gisela Mühlbauer, Petra Müller, Bodo Papke, Anja Schindler, Gerwin Schweiger, Dieter Voigt, Sigilda Wahl, Ingrid Zander, Ursula Zippel, Daniel Selke (Chorleitung)

Musiker*innen Leitung
Jakob Dinkelacker (Drums/Schlagwerk), Clemens Rynkowski (Theremin), David Rynkowski (Tasteninstrumente/Schlagwerk/Gesang), Florian Rynkowski (Bass/Saiteninstrumente)

Musikstudierende der Hochschule für Musik Hanns Eisler und der Universität der Künste
Theo Altmann (Trompete), Lucie Beaufils (Flöte), Santa Circene (Viola), Salomé Guimbretière (Klarinette/Bassklarinette), Shih-Che Lee (Posaune), David Millan (Percussion), Khadim Ndome (Vibrafon/Pauke/Perkussion), Joan Osca (Saxofon), Yejin Park (Fagott/Contrafagott), Eléonore Rannou (Cello), Ernesto Robles (E-Gitarre)

Schauspielstudierende Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch
Aaron Blanck, Helena Bohndorf, Johann Born, Eszter Demecs, Juliane Ebner, Greta Geyer, Elias Nuriel Kohl, Maxim Kurze, Flavia Lovric-Caparin, Ella Morgen, Antonia Siems, Markus Ücker, Elina Vildanova, Emma Zeisberger

The Dreamers (Tänzer*innen)
Meier Eden Akakpo (Choreografie), Alicia Akakpo, Daria Baron, Dennis Cürsgen, Marlin Desho, Sara-Meryem Efe, Jennifer Filippi, Nele Henson, Gina-Loraine Hoy, Dustin Sankowski, Tammy Tietz, Emilia Triwanto, Angelina Vogel

Mit Stimmen von
Edit Badic, Harald Eberhard, Brigitte Fahlisch, Bruno Flierl, Andreas Artur Hoferick, Bertold Just, Fritz Eugen Keller, Joachim König, Bernd Wolfgang Lindemann, Siegfried Motsch, Frank Reinecke, Sven Schubert

Leitungsteam
Montserrat Borredá (Massenchoreografie), Meier Eden (Choreografie Dach), Melina von Gagern (Textdramaturgie), Carolin Kaever (Künstlerische Mitarbeit), Tanja Liebermann (Kostümbild), Stefanie Loos (Fotografin), Yupanqui Ramos (Kostümassistenz), Marie Reineke (Produktionsassistenz), Letycia Rossi (Raumkonzept), Clemens Rynkowski (Musikalische Leitung), Roman Schmitz (Produktionsdramaturgie), Tim Schüler (Leitung Sprechchor), Ron Zimmering (Regie)

Dank an
Christina Hoffmann-Möller, Susanne Jüdes, Benjamin Kiss, Nora Leschkowitz, Jörg Mainka, Uschi Röllich-Faber, Anke Schnabel, Holger Teschke, Andrea Tober, Susanne Waetzel, Stephan Wetzel, Sandra Wolf

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