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10. April 1976

von Carolin Kaever 10.04.2024, 4 Min. Lesezeit

#otd: Die ersten Palastbesucher*innen waren nicht die SED Funktionäre, sondern seine Erbauer*innen – die letzte der vier feierlichen »Vor-Eröffnungen« fand am 10. April statt.

Auch der Festliche Galaabend zur Eröffnung des Palastes der Republik am 23.4.1976 stand unter dem Motto, die Leistung der am Bau Beteiligten zu würdigen. Mit dem »Tanz der Zimmerleute und Bauarbeiter«, vorgetragen vom Staatlichen Folklore-Ensemble der DDR, sollte den Bauleuten des Palastes ein Dankeschön übermittelt werden.
© Bundesarchiv, Bild 183-R0423-409, Foto: Ulrich Kohls

Offiziell eröffnet wurde der Palast am 23. April 1976. Doch zuvor wurde er feierlich eingeweiht – sogenannte Bauarbeiterbälle luden die Erbauer*innen in das fertiggestellte Gebäude. Die Einladung der Bauleute war eine bewusst gesetzte Geste: der Palast sollte zuvorderst der Bevölkerung zur Verfügung stehen, ein Haus des Volkes sein und die insgesamt vier großen Feiern unter dem Motto »Ein Blumenstrauss als Dankeschön« sollten eine besondere Wertschätzung und Anerkennung der am Bau Beteiligten ausdrücken. Für diese politische Symbolwirkung wurden keine Kosten gescheut. Die insgesamt vier Bauarbeiterbälle am 27. März sowie am 2., 6. und 10. April 1976 warteten mit einem reichhaltigen Programm auf.
Die Grundsteinlegung am 2. November 1973 lag weniger als drei Jahre zurück. Für die Errichtung des staatssozialistischen Prestigebaus inmitten der Hauptstadt der DDR waren sämtliche Ressourcen konzentriert worden – angefangen bei den Bauleuten unter Einbeziehung ausländischer Fachkräfte bis zu den Finanzen und Materialien, die dann bei anderen Bauprojekten wie dem notwendigen Wohnungsbau fehlten.

Die Eröffnungspartys luden nicht allein die Mitarbeiter*innen der Volkseigenen Betriebe (VEB), sondern auch Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA) mit ihren Begleitungen ein. Da die Bälle als Generalproben für Bankette und Veranstaltungen dienten, standen auf den Bühnen des Palastes Größen der DDR-Kulturszene wie Nina Hagen, Manfred Krug und andere Prominente und sorgten dafür, dass die Abende für die Beteiligten zu einem besonderen Ereignis wurden.

Die Öffnung für das Volk war nur von kurzer Dauer. Denn nur wenige Tage nach der Eröffnung im April schloss der Palast wieder für den IX. Parteitag der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands). Bei politischen Großveranstaltungen endete die großzügige Volksnähe und das Volk musste draußen bleiben.

Quellen:

10. April 1976 Eröffnungsparty für den Palast der Republik – Rockinberlin

Zeitungsartikel: »Was, wann, wo im Palast der Republik«, in: Berliner Zeitung vom 24./25.4.1976, S. 8.

Carolin Kaever gehört zum Programmteam »Der Palast der Republik ist Gegenwart«. Geboren und aufgewachsen im Nordosten Berlins studierte sie Amerikanistik, Hispanistik sowie Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig und arbeitete danach vorwiegend an Theatern in Berlin und Baden-Württemberg. Seit September 2021 ist sie Programmreferentin beim Projekt »Palast der Republik« der Stiftung Humboldt Forum.

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