Mickey Mouse im Palast der Republik?
In Sofias Nationalem Kulturpalast (bulgarisch: Национален дворец на културата) fühlt man sich in vielerlei Hinsicht an den Palast der Republik erinnert. Sicherlich besuchten die planenden Architekten auf ihrer Reise durch Europa und Amerika neben anderen großen Kongresszentren auch den Palast der Republik.
Entworfen wurde der Nationale Kulturpalast als multifunktionales Gebäude für Kongresse und kulturelle Veranstaltungen auf Initiative von Ljudmila Schiwkowa, Kulturministerin und Abgeordnete der Bulgarischen Kommunistischen Partei. 1981 wurde er als „Volkspalast der Kultur ‚Ljudmila Schiwkowa‘“ eröffnet. 1990 erfolgte die Namensänderung, die Nutzung als Kongress- und Kulturzentrum blieb bestehen.
Das Gebäude ist öffentlich zugänglich. Bei unserem Besuch begegnen viele bekannte Gestaltungselemente: monumentale Gemälde und Skulpturen, Installationen aus Stabkugellampen, die das Gebäude in der Nacht erleuchten, helle Marmorböden, offene Blicke zur Stadt hin und nicht zuletzt Ensembles aus Ledersofas und Pflanzenkübeln.
Und zwischen all diesen Elementen stoßen wir auf einen temporären Markt mit Kleidung, Schmuck und Kosmetikartikeln. Da taucht sie wieder auf die Frage: Wie würde der Palast der Republik heute genutzt, wenn wir ihn ohne Asbest und Entkernung denken? Wie sähe er aus? Wie wäre die Atmosphäre? Würde man da auch zwischen Mickey Mouse-Pullis und neongelber Funktionskleidung flanieren?
Anke Schnabel ist Teil des Programmteams »Der Palast der Republik ist Gegenwart«. Geboren und aufgewachsen in West-Berlin ist sie als Historikerin und Kuratorin seit über 20 Jahren für Museen und Gedenkstätten tätig. Seit 2015 arbeitet sie für die Stiftung Humboldt Forum, aktuell im Team an der Sonderausstellung zum Palast der Republik mit dem Schwerpunkt Erinnerungsarbeit.