2. Dezember 2008
»Der Palast der Republik ist platt«, titelte die Welt am 2. Dezember 2008 und fügte dem hinzu: »Ein Bagger hat die letzten Reste des Palastes der Republik niedergerissen. Am Vormittag fiel nach tagelanger Verzögerung das letzte Treppenhaus. Der Projektleiter ist erleichtert. Nun folgt ein Jahr der Provisorien auf dem Schlossplatz.«(1)
Im November 1973 war der Grundstein für den Palast der Republik an der Stelle des Berliner Schlosses gelegt worden. Die Bauarbeiten dauerten drei Jahre und wurden 1976 abgeschlossen. Insgesamt stand der Palast nur 32 Jahre und war nur 14 Jahre davon in seiner ursprünglichen Nutzung in Betrieb. Am 19. September 1990 wurde der Palast aufgrund seiner Asbestverseuchung geschlossen.
Bereits im Jahre 1998 war die Asbestsanierung beauftragt worden, und das Gebäude wurde daraufhin bis auf den Rohbau entkernt. Der Palast der Republik war eines der am stärksten asbestverseuchten Gebäude zu der Zeit. Der Asbest war verwendet worden, um die Stahlkonstruktion gegen Feuer zu schützen. Mehrere Tonnen Spritzasbest waren verbaut worden, eine Technologie, die seit 1969 verboten war. Die Gefahr bestand darin, dass die feinen Asbestfasern durch die Klimaanlage in die Raumluft gelangen konnten, was eine Sanierung aufgrund der gesundheitlichen Risiken erforderlich machte. Diese Arbeiten dauerten mehrere Jahre und waren mit hohen Kosten verbunden, letztlich waren es mehr als 80 Millionen Euro.(2)
Die Entscheidung zum sofortigen Abriss des Palastes fiel am 19. Januar 2006 im Bundestag mit überwältigender Mehrheit, was die politische Unterstützung für den Abriss unterstrich.(3) Dies geschah trotz mehrfacher Anträge auf ein Moratorium ausgehend von den Linken und Bündnis 90/Die Grünen und trotz eines breiten Widerstandes durch Bürgerinitiativen wie »Bündnis für den Palast« oder »Pro Palast«.(4)
Die Abrissarbeiten des Palastes begannen im Februar 2006 und wurden im Dezember 2008 abgeschlossen. Der Abbruch erfolgte nicht durch Sprengung oder Abrissbirne, sondern durch einen ingenieurtechnischen Rückbau, da die Stahlkonstruktion des Gebäudes eine andere Methode nicht zuließ. Die Arbeiten umfassten auch die Sicherstellung der Fundamentwanne, die mit 80.000 Tonnen Sand beschwert wurde, um ihren Auftrieb nach dem Abriss zu verhindern.(5)
Die Reaktionen auf den Abriss waren gemischt. Während einige Bürger*innen und Politiker*innen den Abriss als notwendigen Schritt zur Neugestaltung Berlins ansahen, kritisierten ihn andere als Verlust eines wichtigen kulturellen Erbes.(6)
Nelly Evers ist seit September 2024 FSJ-lerin im Bereich »Geschichte des Ortes« der Stiftung Humboldt Forum. Geboren in Braunschweig hat sie im Sommer 2024 ihr Abitur gemacht und unterstützt im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres Kultur das GdO-Team.
(1) Abgerissen. Der Palast der Republik ist platt, dpa/afp/sh, in: Die Welt vom 2.12.2008 | welt.de (nach oben ↑)
(2) Nikolaus Bernau, Der eigentliche Skandal hinter dem Abriss des Palastes der Republik, in: Berliner Zeitung vom 30.05.2022 | berliner-zeitung.de (nach oben ↑)
(3) Palast der Republik. Bundestag stimmt endgültig für Abriss, tso/dpa, in: Tagesspiegel vom 19.01.2006 | tagesspiegel.de (nach oben ↑)
(4) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag (22. Ausschuss) vom 17.01.2006 | bundestag.de (nach oben ↑)
(5) Nikolaus Bernau, Gab es keine Alternativen?, in: BauNetz vom 29.04.2022 | baunetz.de (nach oben ↑)
(6) Julian von Bülow, Längst abgerissen – aber gestritten wird bis heute, in: rbb24 vom 17.05.2024 | rbb24.de (nach oben ↑)