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17. September 2004

von Juliane Bünsche 17.09.2024, 7 Min. Lesezeit

#otd: Sasha Waltz im Volkspalast im Spannungsfeld zwischen Musik, Choreographie und Architektur

Der entkernte Bereich des Großen Saals diente als Bühne für die Performance »Dialoge 04« von Sasha Waltz & Guests, 2004
© david baltzer / bildbuehne.de
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Am 17. September 2004 fand die Uraufführung des Stücks »Dialoge 04« statt. Zusammen mit 28 Tänzer*innen ihrer Tanzcompagnie Sasha Waltz & Guests, Reinhold Friedl vom zeitkratzer Ensemble, dem Komponisten und Klangkünstler Hans Peter Kuhn, dem Musiker und Schauspieler Friedrich Liechtenstein, den Musikern Hanno Leichtmann, Nicholas Bussmann und Arnold Keser, dem Videokünstler Philipp Bussmann sowie dem Künstler Brad Hwang hatte Sasha Waltz eigens für den entkernten Palast der Republik ein »Dialog«-Projekt inszeniert. Die »Dialoge« sind eine Reihe von Tanzperformances, bei denen sehr spezifische Räume für kurze und intensive Begegnungen zwischen Musiker*innen, bildenden Künstler*innen, Tänzer*innen und Choreograf*innen als Bühne dienen.(1) Diese Orte können Museen sein, die noch nicht eröffnet sind wie 1999 das Jüdische Museum in Berlin und zehn Jahre später das Neue Museum in Berlin. Aber auch Open-Air-Räume wie 2013 ein altes Herrenhaus im historischen Stadtkern Kolkatas oder ein barocker Schlossgarten in Ludwigsburg 2021.

Sasha Waltz & Guests: »Dialoge 04 – Palast der Republik« 2004
© Bernd Uhlig

Auch die Ruine des Palastes der Republik war einer dieser Orte, einmalig in seiner Erscheinung und speziell durch die Umstände seiner Geschichte. Nur für kurze Zeit bot sich die Möglichkeit, das leere Stahlskelett für die Öffentlichkeit zugängig zu machen, für dessen Zwischennutzung und Erhalt Sasha Waltz sich von Beginn an eingesetzt hatte. Der für das Projekt mit dem Titel »Dialoge 04 – Palast der Republik« im Palast ausgelegte Rasen verdeutlichte die zukünftig entstehende Rasenfläche an diesem Ort, die nach dem Abbruch des Gebäudes als zweite Zwischennutzung entstand.

Waltz’ Arbeit ist gekennzeichnet von Improvisation und Zusammenarbeit mit Künstler*innen anderer Genres. Durch die damit geschaffene Multiperspektivität öffnet sich, wie Waltz selbst schildert, ihr eigener Blick – auch für die Zuschauer*innen – immer wieder aufs Neue. Je weiter die eingebrachten künstlerischen Ideen von ihren eigenen Vorstellungen entfernt sind, desto breiter kann sich der Blick öffnen – für alle Beteiligten.(2) Diese Teamarbeiten mit den passenden Titeln »Dialoge« bauen sich zu »Kraftzentren« aus Musik, Choreografie und Architektur auf.(3)

Nur drei Aufführungen insgesamt zogen knapp 1.500 Besucher*innen in den Palast, damit gehörten die »Dialoge 04« zu den erfolgreichen Formaten des Volkspalastes zwischen 2004 und 2005.

Juliane Bünsche ist studentische Mitarbeiterin im Bereich »Geschichte des Ortes« der Stiftung Humboldt Forum. Sie studiert »Bildung und Vermittlung im Museum« als Master an der HTWK Leipzig und hat zuvor 20 Jahre im Szenenbild bei Kino- und Fernsehproduktionen, national und international, gearbeitet.

(1) Siehe die Übersicht der »Dialog«-Projekte von Sasha Waltz & Guests: https://www.sashawaltz.de/gk5mhsulze (nach oben ↑)
(2) Ebd. (nach oben ↑)
(3) https://schlossfestspiele.de/sasha-waltz-dialoge (nach oben ↑)

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