1. Mai 1976
In der DDR war der 1. Mai offizieller Staatsfeiertag. Neben dem Tag der Republik am 7. Oktober gehörte der Internationale Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus zu den wichtigsten Feiertagen der DDR. Die öffentlichen Feiern bestanden oft aus politischen Reden und Märschen, aber auch Sport- und Musikvereine nahmen an den feierlichen Umzügen teil. Die Schulen und Betriebe waren verpflichtet, Arbeiter*innen und Schüler*innen zu den Märschen zu entsenden.
Zwischen 1956 und 1976 gab es – nach dem Vorbild Moskaus – Militärparaden, um die militärische Stärke der DDR zu demonstrieren.
An der Ehrentribüne der Partei- und Staatsführung, die erstmals 1976 auf den Balkonen des kurz zuvor fertiggestellten Palastes der Republik aufgebaut war, zogen die Marschierenden in einzelnen Formationen, mit Fahnen und Plakaten vorbei. Für eine festliche Stimmung wurde die Hauptstadt der DDR mit Fahnen und vor allem mit roten Nelken dekoriert. Volle S-Bahnen und Straßenzüge erweckten den Eindruck, die gesamte Republik sei auf den Beinen.
Die Anfänge, den 1. Mai als Kampftag der Arbeiterbewegung zu begehen, reichen bis in die Kaiserzeit zurück. Trotz weitreichender Versammlungsverbote trafen sich Arbeiter, um gemeinsam Maifeiern zu veranstalten. Als Erkennungszeichen trugen sie rote Nelken am Revers. In der Weimarer Republik gab es bereits erste Versuche, den 1. Mai als gesetzlichen Feiertag zu begehen. 1933 setzten die Nationalsozialisten dies um und riefen den »Tag der nationalen Arbeit« ins Leben.
1946 fand der 1. Mai noch unter der Hoheit der Alliierten statt. Der Umzug führte am stark zerstörten Berliner Schloss vorbei: Transparente forderten Lohngerechtigkeit und vertraten antifaschistische Positionen gegen Militarismus und Krieg.
Nach der Sprengung des Schlosses und der Umbenennung des Schlossplatzes in Marx-Engels-Platz wurde der 1. Mai 1951 auf dem großen, neue entstandenen Aufmarschplatz gefeiert.
Nachdem der 1. Mai 1976 am Palast der Republik vorbei geführt hatte, zog die Demonstration jedoch ab 1977 auf die Karl-Marx-Allee.
Zum Nach- und Weiterlesen:
Der 1. Mai als »Kampf- und Feiertag« in der DDR | Blog ddr-museum.de
Katja Protte. »Zum Beispiel…der 1. Mai 1951 in Ost-Berlin. Agitation, staatliche Selbstdarstellung und Utopie«, aus »Parteiauftrag: Ein neues Deutschland. Bilder, Rituale und Symbole der frühen DDR« Hg. Dieter Vorsteher, Verlag Koehler & Amelang 1997, S. 118f.
Carolin Kaever gehört zum Programmteam »Der Palast der Republik ist Gegenwart«. Geboren und aufgewachsen im Nordosten Berlins studierte sie Amerikanistik, Hispanistik sowie Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig und arbeitete danach vorwiegend an Theatern in Berlin und Baden-Württemberg. Seit September 2021 ist sie Programmreferentin beim Projekt »Palast der Republik« der Stiftung Humboldt Forum.