Glanzstücke aus der Sammlung des Humboldt Forums
Die Übernahme von ausgewähltem Mobiliar aus dem Depot der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) für die Stiftung Humboldt Forum 2018/19 musste schnell gehen. Der Palast war schon lange leergeräumt, das Humboldt Forum gerade erst gegründet, dessen Sammlung noch im Aufbau begriffen. Hochrangige Kunstwerke, Einrichtungsgegenstände und Dokumente wurden bereits ab 1990, mit Schließung des Palastes, an die Kunstverwaltung des Bundes und andere Institutionen, wie auch das Bundesarchiv, übergeben, aber auch in großen Auktionen an Private veräußert.
Dennoch konnten einige besondere Stücke in die Sammlung des Humboldt Forums übernommen werden. In zahlreichen Kisten, in Einzelteilen verpackt, kamen sie ins Depot der Stiftung. Daraufhin wurden die Objekte für eine zukünftige museale Nutzung aufbereitet: sie wurden dokumentiert, konservatorisch behandelt und archiviert. Ein erster Schritt, um sie vor dem Vergessen zu retten.
Hin und weg
Der Palast der Republik ist Gegenwart
bis 16. Februar 2025
Mit den Ausstellungsvorbereitungen zur Ausstellung »Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart« wurden die Objekte genauer in Augenschein genommen. Neben Tischen, Stühlen und Türen war da zum Beispiel auch der Tresen aus dem Jugendtreff – in Einzelteile zerlegt.
Von Joachim Koenig stammt die Gestaltung um 1975, von Dietmar Witteborn die Glasarbeit. Eine brauchbare Fotografie in der einschlägigen Literatur ließ sich nicht mehr finden. Doch zahlreiche Einzelteile dieses insgesamt mehr als acht Meter langen Tresens konnten anhand einiger überlieferter Pläne aufwendig für die Ausstellung wieder zusammengesetzt, restauriert und konserviert werden. Die nur unvollständig erhaltene Außenverkleidung des Tresens wurde sogar rekonstruiert. Das Ergebnis überraschte: Edelstahl, Holz und rotes Leder bilden den sehr edlen Unterbau, der eigentliche Tresen, auf dem dann wohl das Bierglas abgestellt wurde, besteht aus einer hinterleuchteten farbigen, teilweise ornamentalen, teilweise bildlichen, qualitätsvollen farbigen Glasarbeit, die uns bei der Inaugenscheinnahme in ihrer Ästhetik so überzeugte, dass wir ein 3,50 Meter langes Teilstück davon als ein Highlight für die Ausstellung präsentieren. Ein besonderer Dank für ihren Einsatz geht an die Restauratorin Aileen Fehse.
Ein anderes Beispiel für die aufwendige Recherchearbeit war die keramische Wandgestaltung aus der Personalkantine, entworfen 1975 von Margret Lüdtke. Über einen persönlichen Kontakt zur Künstlerin bekamen wir ein Farbfoto, aufgrund dessen wiederum ein Teilstück, bestehend aus 45 Einzelteilen, einem Puzzle ähnlich, auf einer Schablone zusammengesetzt werden konnte.
Restauratorin Dana Freyberg ist es zu verdanken, dass auch dieses Kunstwerk mit der Ausstellung erstmals wieder das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Es ist ein besonderes Erinnerungsstück nicht zuletzt für die zahlreichen noch lebenden Mitarbeitenden des Palastes. Bemerkenswert ist, welcher Aufwand und Gestaltungswille im Palast selbst für die nicht öffentlichen Räume, wie die Personalkantine, getrieben wurde, aber eben nur im Palast.
Schon zuvor konnte übrigens eine hochwertige Wandreliefarbeit aus Meissener Porzellan, ursprünglich an einer Stirnwand im Palast-Restaurant angebracht, als Spur für das Restaurant im Humboldt Forum gesichert und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden.
Neben Stühlen, darunter viele Freischwinger aus den Restaurants und Nebenräumen, Schreibtischen und Tischen in der vielfach zusammenstellbaren polygonalen Grundform, konnten auch einige Türen in die Sammlung des Humboldt Forums übernommen und bewahrt werden. Was macht man aber mit einer 260 kg schweren Außenflügeltür aus dem Palast? In der Ausstellung bildet ein Paar davon im übertragenen Sinne den Auftakt zur kuratorischen Erzählung mit zahlreichen privaten Erinnerungsstücken sowie Ausschnitten aus dem Fundus der Video- und Audiointerviews aus der Erinnerungsarbeit des Humboldt Forums.
Reinhard Alings war bis Dezember 2024 Kurator im Ausstellungsteam »Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart«.
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