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Ein ausgeklügeltes Design für die Orientierung

von Bianca Hupfer 22.03.2024, 8 Min. Lesezeit

Das Wegeleitsystem im Palast der Republik

Die Treppenhalle im Hauptfoyer des Palastes der Republik mit den charakteristischen Kugelleuchten, 1970er Jahre
© bpk / Gerhard Kiesling
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Architektur und Gestaltung der Inneneinrichtung im Palast der Republik kennzeichnete eine klare Formensprache. Ästhetik, Funktion und Material waren aufeinander abgestimmt und verliehen den Innenräumen ein einheitliches Aussehen. Eine Besonderheit war das Bausteinprinzip, mit dem sich die einzelnen Elemente unterschiedlich variieren ließen.

Eine wichtige Rolle bei der grafischen Gestaltung spielte der Plakatkünstler, Gebrauchsgrafiker und Professor an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee Klaus Wittkugel (1910–1985).

Klaus Wittkugel, 1980
© Deutsche Fotothek / Barbara Morgenstern

Wittkugel entwickelte ästhetisch ansprechende und prägnante Piktogramme für das visuelle Informationssystem (Wegeleitsystem), das aus verschiedenen Wand- und Deckenelementen bestand. Er hatte bereits die Piktogramme für die X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Ost-Berlin 1973 gestaltet.

Piktogramme, entworfen von Klaus Wittkugel, für die X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin 1973
aus: Erhard Frommhold: Klaus Wittkugel – Fotografie, Gebrauchsgrafik, Plakat, Ausstellung, Zeichen. VEB Verlag der Kunst, Dresden 1979. S. 234

Einige Symbole wurden im Palast der Republik weiterverwendet: Das tanzende Paar für den Jugendtreff, die Trinkgläser für die Spree-Stuben und die Kaffeetasse für die Mokkabar.

3er Elemente des Wegeleitsystems aus der Sammlung der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss
© Piktogramme: Klaus Wittkugel / Akademie der Künste, Berlin; Trägersystem: Peter Rockel; Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, links: Foto: Philipp Jester | Jens Blank / rechts Foto: Dana Freyberg

Für den Palast entwarf er außerdem das PdR-Signet und den Schriftzug »Palast der Republik«, die alle Drucksachen und das Geschirr der gastronomischen Einrichtungen zierten.

Mit der Idee eines grafischen Gesamtkonzepts wurde Klaus Wittkugel zu einem Vordenker der Corporate Identity, die heute viele Unternehmen und Institutionen nutzen, um sich ein unverwechselbares Selbstbild zu verleihen.

Rolltreppe im 3. OG des Palastes der Republik nach der Schließung, ca. 1995
© Christian von Steffelin

Das Trägersystem der Hinweistafeln im Palast stammte vom Produktgestalter Peter Rockel, der auch das ausgeklügelte Modularsystem der Stabwerkkugelleuchten entwickelt hatte. Rockel setzte auf das Prinzip, die einzelnen Elemente vielseitig miteinander zu kombinieren. Ein Highlight waren die aus Leuchtkästen gestalteten Hinweistafeln, die angeschaltet anzeigen konnten, ob Räume »Überfüllt« oder Rolltreppen außer Betrieb (STOP) waren.

Die Leuchtkästen waren mit Glühlampen versehen, die je nach Bedarf separat ein- oder ausgeschaltet werden konnten, Foto: 2023
© Piktogramme: Klaus Wittkugel / Akademie der Künste, Berlin; Trägersystem: Peter Rockel; Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Foto: Dana Freyberg

Diese Informationskästen befanden sich im ganzen Gebäude und erleichterten zusammen mit dem Farbkonzept, das jeder Etage einen eigenen Farbton zuwies, eine Orientierung im gesamten Haus. Die Besucher*innen konnten so auch bei einer Vielzahl paralleler Veranstaltungen und Aktivitäten selbstständig in die gewünschten Räumlichkeiten und Bereiche finden. Schließlich galt es, täglich bis zu 30.000 Personen durch das Gebäude zu führen.

Bianca Hupfer arbeitet als Medienmanagerin in der Stiftung Humboldt Forum und ist für Urheberrecherchen und Rechteklärungen zuständig.

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