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Das Programm

von Judith Prokasky 23.11.2022, 5 Min. Lesezeit

Ein besonderer Programmschwerpunkt im Humboldt Forum bis 2024

Eine Zeichnung von graphicrecording.cool, die von Beginn an unsere Gespräche und Veranstaltungen grafisch dokumentieren.
© graphicrecording.cool (Johanna Benz, Tiziana Beck) / Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss
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Warum machen wir das Programm »Der Palast der Republik ist Gegenwart«?

  • Weil wir davon ausgehen, dass einerseits der Palast der Republik symbolisch für die DDR und andererseits das Humboldt Forum als Repräsentanz der Bundesrepublik Deutschland gelesen werden.
  • Weil unsere Erfahrungen in den letzten Jahren gezeigt haben, dass verschiedene Personen, Personengruppen und Medienvertreter*innen das Humboldt Forum in Beziehung setzen zu dessen Vorgängergebäude, dem Palast der Republik.
  • Weil das Humboldt Forum ein Forum und damit ein Austragungsort für Debatten über historische und aktuelle gesellschaftliche, politische Phänomene und Fragestellungen sein soll.

Das Humboldt Forum steht an einem besonderen Ort. Mehr als 600 Jahre lang stellte sich hier politische Macht repräsentativ dar. Es liegt in der Logik des Ortes, dass das Humboldt Forum nicht als »neutrale« Kulturinstitution, sondern als wirkmächtiges Symbol staatlicher Interessen, Haltungen und Ansprüche wahrgenommen wird – und als solches hinterfragt, gefordert oder vereinnahmt wird. In diesem Kontext steht auch der Themenkomplex »Palast der Republik«, umso mehr, als dass das Humboldt Forum in der Wahrnehmung vieler Zeitgenoss*innen den Platz des Palastes eingenommen hat – je nach Lesart rechtmäßig oder gewaltsam, sinnstiftend oder geschichtsklitternd. Insofern steht zur Frage, inwieweit das Vorhaben, den Palast der Republik im Humboldt Forum zu thematisieren, anmaßend oder konsequent erscheint.

Es ist in der Satzung der Stiftung Humboldt Forum verankert, dass die Beschäftigung mit der Geschichte des Ortes vom Mittelalter bis zur Gegenwart zu den zentralen Aufgaben der Stiftung gehört. Daher gibt es den Stiftungsbereich »Geschichte des Ortes«, der unter der Leitung von Alfred Hagemann diese Geschichte erschließt, der Öffentlichkeit vermittelt und dabei das eigene Tun unter dem Motto »Geschichte wird gemacht« kritisch reflektiert und transparent macht. Der Bereich hat seit Anfang 2014 Forschungsarbeit geleistet, Film-, Fernseh- und Fotomaterial erschlossen und digitalisiert, Objekte und Archivalien recherchiert und gesammelt, Ausstellungen und Veranstaltungen durchgeführt sowie vielfältige Gespräche und Publikationen zum Palast der Republik verantwortet. Der Bereich wird von Fachkolleg*innen und der Öffentlichkeit zunehmend wahrgenommen, was sich in vielfältigen Partnerschaften sowie Schenkungen (zuletzt der Nachlass des letzten Direktors des Palasts der Republik) abbildet.

Die Geschichte des Ortes ist eines der drei Kernthemen im Humboldt Forum. Das Humboldt Forum reflektiert auf diese Weise auch seine eigene Existenz und Vorgeschichte als politischen Repräsentationsbau. Und stellt sich damit der fortwährend öffentlich diskutierten Frage, warum der Palast der Republik abgerissen und an seiner Stelle das Humboldt Forum in der teilweisen Anmutung eines barocken Schlosses errichtet wurde.

Das Programm ist beim Bereich Geschichte des Ortes angebunden, dessen Vision lautet, dass unsere Auseinandersetzung mit der Geschichte dieses Ortes es ermöglicht, die heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen besser anzugehen.

Das Kuratorische Programmteam entwickelt in verschiedenen Prozessen die zentralen Kriterien und Ideen für ein aktuell relevantes und innovatives Programm. Das Team besteht aus Kolleg*innen aus verschiedenen Bereichen und Abteilungen und bezieht darüber hinaus vielfältige, auch internationale Perspektiven ein. Auf diese Weise setzt es mit seiner Arbeit die grundsätzlichen Überlegungen aus dem Mission Statement des Humboldt Forums, der Erklärung der Hausleitungen sowie der Grundlinien für Ausstellungen programmatisch und pragmatisch um. Eine zentrale Rolle bei der Programmarbeit spielt das Projekt »Erinnerungsarbeit im Humboldt Forum«.

Das Programm hat 2021 mit internen Prozessen und Community Building begonnen und trat mit einem Themenwochenende am 31.04./01.05.2021 in das Licht einer größeren Öffentlichkeit. Der Schwerpunkt findet auf unterschiedliche Weise seinen Ausdruck: eine Sonderausstellung (Eröffnung im Frühjahr 2024) sowie verschiedene Veranstaltungs- und digitale Formate. Die initiierten Prozesse und Netzwerke werden über das Programmende hinaus wirken.

Judith Prokasky ist Teil des Programmteams »Der Palast der Republik ist Gegenwart«. Sie ist promovierte Kunsthistorikerin, Rheinländerin, seit über zwanzig Jahren als Kuratorin & Publizistin tätig, seit Anfang 2014 für die Stiftung Humboldt Forum, aktuell als Programmleiterin für »Der Palast der Republik ist Gegenwart«.

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