29. Februar 1996
Im Februar 1996 zog mit der Eröffnung des Kaufhauses Galeries Lafayette französisches Flair nach Berlin. In der Ost-Berliner Friedrichstraße kann man seitdem durch Reihen von Designermode, luxuriöser Kosmetik und französischen Delikatessen schlendern. Die Fülle und Exklusivität der angebotenen Konsumartikel zog viele Menschen an. Entsprechend beachtlich war der Andrang zur Eröffnungsparty. Der Champagner sprudelte – und zwar aus Gläsern, mit denen einst im Palast der Republik angestoßen wurde, wie es die Tagesspiegel-Autorin Elisabeth Binder beobachtete. Schon vor den Reden von Oberbürgermeister und Co., so heißt es weiter, sollen die Gäste 2000 Gläser geleert haben.
Zum Zeitpunkt der Eröffnung des Luxuskaufhauses 1996 war der Palast der Republik bereits sechs Jahre geschlossen. Der 1976 eröffnete, staatlich repräsentative Bau galt als ein bauliches Schmuckstück, das die architektonische Modernität der DDR zur Schau stellen sollte und den Machtanspruch der SED-Regierung unterstrich. Gleichzeitig bot der Palast Vergnügung für die Bürger*innen mit Theateraufführungen, Konzerten, diversen Restaurants und Bars, Bowlingbahnen und vielem mehr.
Es ist nicht unüblich, Gegenstände aus dem ehemaligen Prestigebau der DDR an unerwarteten Orten zu entdecken. In den Jahren nach seiner Schließung 1990 ähnelte der Palast einem Kaufhaus. Seine Ausstattung wie Mobiliar, Geschirr und technisches Gerät wurde verlagert oder verkauft. So gelangten Objekte aus dem Palast in Büros von Bundeseinrichtungen und Museumssammlungen sowie auch in den Besitz privater Haushalte, Vereine, Hotels, Gaststätten oder anderer Unternehmen. Wie genau die Sektgläser ihren Weg zur Eröffnung der Galeries Lafayette fanden, ist nicht klar. Sicher ist jedoch, dass der Palast der Republik, obwohl er nicht mehr steht, doch nicht ganz von der Bildfläche verschwunden ist.
Quellen:
Elisabeth Binder, Vive la France: Der Sturm auf die Austern-Bar. Die vorabendliche Eröffnungsgala der Galeries Lafayette hatte eine große Sogwirkung auf jene, die erfüllte Hoffnungen lieben, Tagesspiegel vom 01.03.1996.
Elisabeth Binder, Galeries Lafayette: Vor 20 Jahren eröffnete das Kaufhaus mit französischem Stil, Tagesspiegel vom 25.02.2016; Galeries Lafayette: Vor 20 Jahren eröffnete das Kaufhaus mit französischem Stil (tagesspiegel.de)
Julika Templin war bis Juni 2024 FSJlerin im Bereich »Geschichte des Ortes« der Stiftung Humboldt Forum. Geboren in Rostock hat sie im Sommer 2023 die Schule beendet und unterstützte im Rahmen ihres Freiwilligen Jahres Kultur das Team Geschichte des Ortes (kurz: GdO).