Applaus für Tim Trantenroths Erinnerung an den Palast der Republik

Wer im Humboldt Forum das schmale Treppenhaus betritt, das im Nordflügel die Räume des Ethnologischen Museums mit denen des Museums für Asiatische Kunst verbindet, wird von einer deckenhohen Wandmalerei in goldenen, orangenen, gelben und braunen Tönen überrascht. Unverkennbar schiebt sich hier ein verschwundenes Gebäude in den Raum: der Palast der Republik mit seiner charakteristischen Fassade aus goldbronzenen Glasscheiben. Der Berliner Künstler Tim Trantenroth schuf das illusionistische Kunstwerk »Ohne Titel«.

Es ist eines von sieben zeitgenössischen Werken im Humboldt Forum, die im Rahmen von Kunst-am-Bau-Wettbewerben entstanden sind. Sie setzen sich mit der Geschichte des Ortes, der Architektur und den Sammlungen im Haus auseinander.

Die Veranstaltung ORTS-Termin: Auftrag Kunst – Kunst am Bau im Humboldt Forum am 12. Dezember 2022 bot dem Publikum die Gelegenheit, die sieben Werke und ihre Entstehung kennenzulernen. Mit einem persönlichen Blick auf die Kunstwerke stellten Mitarbeiter*innen des Humboldt Forums ihren Favoriten und die Ideen der Künstler*innen vor. Welches Kunstwerk überzeugte sie ganz besonders – und warum? Auch das Publikum war gefragt und reagierte mit besonders viel Applaus auf Tim Trantenroth, der persönlich anwesend war. Ein Zeichen auch dafür, wie gegenwärtig und wichtig die Auseinandersetzung mit dem Palast der Republik ist.

Trantenroth komponierte seine visuelle Erinnerung an den Palast aus fast 200 Farbnuancen. Jede*r Betrachter*in kann in ihnen die eigenen Erinnerungen an den Palast der Republik wiederfinden. Ein Farbverlauf deutet ein Verblassen und damit das allmähliche Schwinden der inneren Bilder und den unwiederbringlichen Verlust des Originals an. Für Humboldt Forum-Mitarbeiter Erik Heermann, der das Kunstwerk am Veranstaltungsabend präsentierte, eine respektvolle Auseinandersetzung mit dem Abriss.

Mehr Informationen zum Kunstwerk findet Ihr hier. Unsere Publikation »Zeitgenössische Kunst im Humboldt Forum«, die einen informativen und assoziationsreichen Text zu Tim Trantenroths Werk enthält, ist hier erhältlich.

Katja Gimpel ist Kulturwissenschaftlerin und Germanistin mit Schwerpunkt Kulturgeschichte. Seit 2017 ist sie Mitarbeiterin im Bereich »Geschichte des Ortes« der Stiftung Humboldt Forum. Sie wuchs in Dresden auf, studierte in Leipzig und lebt seit fast zehn Jahren in Berlin.