divider

Sechs »post/ sozialistische« Paläste

by Alessandra Praun, Uta Kornmeier 12.08.2023, 9 Min. read

und ihre Baugeschichte in Daten

Plakatmotiv zum Themenwochenende »Post/Sozialistische Paläste – Bucuresti, ????, Praha, ?????, Warszawa«
0

Das Phänomen der Kulturpaläste treibt uns seit längerem um. Erste Annäherungsversuche und Arbeitsergebnisse präsentierten wir anlässlich unseres Themenwochenendes am 7. und 8. Oktober 2023, das unter dem Titel »Post/Sozialistische Paläste – Bucureşti, Київ, Praha, София, Warszawa« sechs ausgewählte Paläste aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa in den Fokus rückte. In verschiedenen künstlerischen Formaten und Gesprächen gab es Wissens- und Nachdenkenswertes rund um die Kulturpaläste in Kyjiw, Prag, Bukarest, Warschau und Sofia sowie den Palast der Republik in Berlin, der zu jenen Palästen gehört, die die Zeit nicht überdauert haben.

Wir sind davon überzeugt, dass die Beschäftigung mit den Palästen und generell mit dem baulichen Erbe des Sozialismus hilfreich ist, um die vielfältigen kulturellen Eigenheiten in den einstigen sozialistischen Gesellschaften aufzuzeigen und stereotype Vorstellungen vom sogenannten Ostblock zu hinterfragen.

Hier haben wir die baugeschichtlichen Daten aller sechs Paläste überblickshaft zusammengetragen:

Pałac Kultury i Nauki

Palast der Kultur und Wissenschaften

WARSZAWA / Warschau, Polen

Palast der Kultur und Wissenschaften

Architekt: Lew Rudnew
Bauzeit: 3 Jahre | 1952-1955
Eröffnung: 01.05.1955
Höhe: 231 m (heute: 237 m)
Länge: 212 m
Fläche: 154.000 m2
Räume: 3.288
Kosten: 500 Millionen Złoty

Національний палац мистецтв »Україна«

Nationaler Palast der Künste »Ukrajina«

КИЇВ / Kyjiw, Ukraine

Nationaler Palast der Künste Ukrajina,

Architekt*innen: Jewgenija Maryntschenko, Petro Schylyzkyj, Ilya Wainer
Bauzeit: 5 Jahre | 1965-1970
Eröffnung: 17.05.1970 (100. Geburtstag Lenins)
Höhe: 28 m (heute: 237 m)
Länge: 90 m
Fläche: –
Räume: mehr als 300
Kosten: 4,5 Millionen Rubel

Kongresové Centrum Praha

Kongresszentrum Prag

bis 1995: Palác Kultury / Kulturpalast

PRAHA / Prag, Tschechische Republik

Palác Kultury, Kongresové Centrum Praha / Kongresszentrum Prag, PRAHA / Prag, Tschechische Republik, 2020

Architekten: Jaroslaw Mayer, Wladimír Ustohal, Antonín Vaněk, Josef Karlík
Bauzeit: 5 Jahre  | 1976-1981
Eröffnung: 02.04.1981
Höhe: –
Länge: –
Fläche: 164.062 m2
Räume: 70
Kosten: 1,8 Milliarden Tschechische Kronen

Национален дворец на културата

Nationaler Kulturpalast

СОФИЯ / Sofia, Bulgarien

SOFIA, BULGARIA – JULY 3, 2016: Sunset view of National Palace of Culture in Sofia, Bulgaria

Architekten: Alexander Barow, Bogdan Atanassow
Bauzeit: 2 Jahre  | 1979-1981
Eröffnung: 31.03.1981 (1300-Jahr-Feier Bulgarien)
Höhe: 51 m
Länge: –
Fläche: 123.000 m2
Räume: 13 Säle, 54 Büros (gesamt 67)
Kosten: 270 Millionen Lewa

Palatul Parlamentului

Parlamentspalast

bis 1989: Casa Poporului / Haus des Volkes

BUCUREŞTI / Bukarest, Rumänien

Casa Poporului, Palatul Parlamentului / Parlamentspalast, BUCUREŞTI / Bukarest, Rumänien, 2020

Architektin: Anca Petrescu
Bauzeit: 5 Jahre | 1984-1989
Eröffnung: 20.12.1997
Höhe: 86 m
Länge: 275 m
Fläche: 365.000 m2
Räume: 5.100
Kosten: [3,3 Milliarden Euro]

Palast der Republik (Abriss: 2006–2008)

BERLIN, Deutsche Demokratische Republik (DDR)

Aufnahmedatum: o. J.
Aufnahmeort: Berlin (Ost)
Inventar-Nr.: Ks F0163-02
Systematik:
Geografie / Europa / Deutschland / Orte / Berlin / Gebäude für Kultur und Bildung / Kommunikationszentren / Palast der Republik

Architekten: Kollektiv um Heinz Graffunder
Bauzeit: 3 Jahre | 1973-1976
Eröffnung: 23.04.1976
Höhe: 32 m
Länge: 180 m
Fläche: 56.000 m2
Räume: 120
Kosten: 485 Millionen bis 1 Milliarde DDR-Mark

Uta Kornmeier ist Kunsthistorikerin und promovierte an der Humboldt Universität zu Berlin zu Madame Tussaud und zur Geschichte des Wachsfigurenkabinetts. Seit 2020 ist sie Kuratorin für Wissenschaft und Forschung an der Stiftung Humboldt Forum. Sie ist Teil des Programmteams »Der Palast der Republik ist Gegenwart«. In der Publikation der Stiftung Humboldt Forum zum Palast der Republik, die zur Ausstellung im Mai 2024 erscheinen wird, schreibt sie über Kulturpaläste.

Alessandra Praun ist Historikerin. Sie kommt aus Rio de Janeiro und arbeitet seit 2023 als studentische Hilfskraft für Wissenschaft und Forschung in der Akademieabteilung der Stiftung Humboldt Forum. Zusammen mit Uta Kornmeier beschäftigt sie sich u.a. mit Kulturpalästen und deren kulturpolitische Rolle.

divider
divider